Bienen zu halten und sich um sie zu kümmern ist — zumindest für mich — das beste Hobby, das es gibt. Zugegeben: dicht gefolgt vom Gärtnern ;-). Bienenhaltung eröffnet so viele neue, interessante Bereiche, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Aber viele von euch stellen sich bestimmt die Frage: Wie werde ich Imker*in? Aber zuerst ein paar Worte zu den Bienen selbst.
Thank you for reading this post, don’t forget to subscribe!Warum ich Bienen halte
Aufgefallen ist mir diese Tatsache, als ich in meinem zweiten Bienenjahr vor einem Kirschbaum stehendblieb und dachte: “Geil! Jetzt geht‘s für die Mädels richtig los.” Dass mir blühende Bäume mit mehr als “nett…” in den Blick gerieten, verdanke ich also den Bienen. Auch durch die Beschäftigung mit dem Nahrungsangebot für Insekten bin ich klüger im Bereich Trachtpflanzen geworden und kenne einige einheimische Blumen mehr als zuvor.
Auf einmal war auch das Wetter irgendwie näher und wichtiger Teil meines Lebens. Vor der Bienenhaltung war für mich lediglich wichtig, ob ich passend gekleidet (zu warm oder zu kalt) und ob es sich lohnt, einen Regenschirm mitzunehmen. Wenn es hoch kam, sorgte ich mich nach Wochen ohne Regen um mein Gemüse. Das ist jetzt, vor allem nach einigen Jahren, anders. Ich weiß, wie das Wetter in den vergangenen Jahren war und ob Temperatur und Niederschlag “gut oder schlecht” für die Mädels waren, Irgendwie nehme ich das Wetter anders wahr als vorher.
Auch weil ich sowieso gern handwerklich arbeite, ist die Bienenhaltung für mich das Richtige. Ich kann viel selbst reparieren und eine Menge Geld sparen, wenn ich Dinge selbst baue oder so anpasse, dass sie zu meinen Bedürfnissen passen (nebenbei: es gibt dermaßen viel Scheiß zu kaufen, den man nicht braucht…). Rähmchen und Beuten bekommt man zum Beispiel im Selbstbausatz. Es gibt immer was zu tun, besonders im Winter. Wer keinen Spaß am Handwerk hat, muss aber keine Sorge haben: Es geht auch völlig ohne handwerkliches Geschick!
Ich selbst bin gar kein großer Honig-Fan. Aber der Honig ist auch nicht der Grund, weshalb ich imkere. Für mich ist der Umgang und die Biene selbst einfach spannend. Ich mag es, vor den Stöcken zu sitzen und ihnen beim Fliegen zuzuschauen. Ich mag den Geruch nach Wachs und Honig, wenn man den Beutendeckel anhebt. Ich mag, dass im Jahresverlauf immer etwas anderes passiert. Kein Volk entwickelt sich wie das andere. Kein Jahr ist wie das andere.
Nicht zuletzt bereichern die Bienen-Produkte mein Leben. Die erste Honigernte ist eines der besten Erlebnisse, die ich je hatte. Wenn die goldene, süße Masse aus der Honigschleuder läuft, liegt ein ganzes Jahr Arbeit hinter einem. Man ist stolz
, dass man ein hochwertiges Nahrungsmittel in den Händen hält und freut sich auf die weitere Verarbeitung (sieben, seihen, rühren, in Gläser füllen, etikettieren, vermarkten). Enebnso verhält es sich beim Wachs.Schön, dass du bis hierher durchgehalten hast. Das war übrigens die Einleitung 😉 Jetzt aber endlich zum Thema:
Ich will Bienen haben! Wie werde ich Imker*in?
Grundsätzlich ist “Bienen halten” und “imkern” nicht das selbe. Du solltest dir zuerst überlegen, warum du Bienen möchtest:
- Willst du einen Beitrag zum Umweltschutz leisten?
- Möchtest du die Mädels beobachten?
- Findest du es toll, Honig zu ernten?
- Erntest du ihn für den Eigenbedarf oder möchtest du ihn verkaufen?
- Oder willst du einfach Bienen halten weil es toll ist wenn es in deinem Garten schwirrt und surrt?
Also Bienen halten, Bienen angucken oder Imker werden?
Nur gucken, nicht anfassen…
Vor den Antworten auf diese Fragen hängt ab, ob du einem Bienenvolk ein Zuhause in deinem Garten oder auf deinem Balkon gibst. Willst du Bienen nur beobachten, ist es am besten, wenn ein Imker sein Volk in deinen Garten stellen darf. Für Ableger (kleine Bienenvölker) werden immer Plätze gesucht. Das liegt daran, dass sie nicht in der Nähe von ihrem Muttervolk stehen können. Wenn du also Spaß am Beobachten hast, kontaktiere einen Imker und biete deinen Garten als Stellplatz an. Frage am besten bei einem Imkerverband nach. Eine Übersicht der Mitgliedsverbände des Deutschen Imker-Bundes hilft dir. Wenn du also keine Bienen halten willst, aber sie trotzdem gerne in der Nähe haben willst dann ist das eine gute Option für dich.
Falls du immer noch sagst: Ich will Bienen, dann lass dir noch ein paar Dinge gesagt sein:
Imker werden: imkern oder imkern?
Jeder darf in Deutschland Bienen halten. Es gibt für die Mädels keinerlei gesetzlichen Schutz vor Idioten. Ich definiere Idioten: Ein Idoit (in Bezug auf die Imkerei) ist ein Mensch
, der sich völlig ohne Vorwissen Bienen anschafft.Es werden dann höchstwahrscheinlich folgende Dinge eintreten:
- Den eigenen Völkern geht es schlecht oder sie sterben sogar. Sie bekommen Krankheiten, verhungern oder Ähnliches. Es kommt zu Räuberei und dadurch zu Verletzungen der Bienen, die hätten verhindert werden können. Imkern lernt man nict allein aus Büchern (wobei sie zu lesen keineswegs schadet — notwendig, aber noch lange nicht hinreichend.
- Völkern von anderen Imkern*innen leiden unter der eigenen Inkompetenz: Es gibt immer wieder Imker*innen, die ihre eigenen Völker nicht gut betreuen. Das kann auch fremde Völker schädigen. Wenn ein Volk zum Beispiel an Amerikanischer Faulbrut erkrankt, muss das gemeldet werden. Es handelt sich um eine Tierseuche, deren Ausbreitung schnellstmöglich verhindert werden muss! Wird sie nicht oder nicht rechtzeitig gemeldet, breitet sie sich aus. Alle Völker im Umkreis können dann infiziert werden und müssen getötet werden. Auch die Vorroa-Behandlung ist wichtig. Stehen die eigenen Völker allerdings im Einzugsgebiet des Idioten-Imkers, werden Vorroa-Milben von stark befallenen Völkern in die eigenen Völker eingeschleppt.
- Wer Bienen hält, steht im Freundes- und Familienkreis stellvertretend für alle Imker*innen. Zum Teil bekleidet man dieses “Amt” sogar in der Öffentlichkeit. Man kann das Verständnis für und das Interesse an Bienen erhöhen, indem man mit Menschen spricht und ihnen Dinge erklärt. Das kann man aber nur, wenn man selbst weiß, was man tut. Diese Chance ist leider verpasst, wenn man nicht kompetent ist. Grundsätzlich ist es wie bei jeder Tierhaltung: Ein Hundebesitzer, der mit seinem großen Hund unangeleint spazierengeht und desinteressiert “Der tut nichts!” ruft, wenn ihnen jemand entgegenkommt, schadet dem Ruf aller Hunde und ihrer Besitzer. Dies sollte man sich klar machen und danach handeln.
Genug der Weltuntergangsszenarien.
Ich möchte Bienen-Produkte verkaufen
Wenn man Bienen-Produkte, meist Honig und Kerzen, verkaufen möchte, sollte man den Fachkundenachweis Honig ablegen, zum Beispiel online bei den Honigmachern. Auch wenn man nicht im D.I.B.-Glas vermarkten möchte (Vor- und Nachteile des D.I.B.-Glases habe ich in einem eigenen Beitrag zusammengetragen), bietet der Kurs viel Wissenwertes und rechtliche Sicherheit.
Zum Schluss
Bienen halten verpflichtet. Neben einer Menge Literatur, online-Angeboten und Themenvorträgen gibt es Anfängerkurse. Man sollte definitiv einen solchen Anfängerkurs absolvieren, bevor man sich Bienen zulegt. Es gibt online Schnupperkurse, die ganz am Anfang der Ausbildung stehen.
Die praktischen Erfahrungen bietet aber nur ein realer Anfängerkurs an. Diese Kurse kosten etwas Geld, aber das sollten uns die Mädels mehr als wert sein.
In diesem Sinne: Viel Spaß bei der Bienenhaltung!