Etwa die Hälfte der 600 Wildbienen-Arten in Deutschland stehen auf der Roten Liste. Es handelt sich also um gefährdete Tierarten. Deshalb sind sie gesetzlich geschützt. Wildbienenschutz ist also nicht nur ein wichtiges Thema, sondern auch eines, das uns alle etwas angeht.
Thank you for reading this post, don’t forget to subscribe!Wildbienen — Die wilden Schwestern der Honigbiene
Wildbienen gibt es von winzig klein zu stattlich. Die Steppenbiene beispielsweise ist winzige 4 mm klein. Sie ist damit in etwa so klein wie ein Streichholzkopf. Ihre größte Schwester ist die Erdhummel, die bis zu 30 mm groß wird. Sie ist damit größer als eine 2‑Euro-Münze.
Die meisten Wildbienen sind behaart und können den Menschen nicht stechen. Auch die 40 Hummelarten in Deutschland zählen zu den Wildbienen. Die meisten Wildbienen leben — anders als die Honigbienen — solitär. Das bedeutet, dass sie Einzelgänger sind und keine Völker bilden. Sie verbringen den Winter als Larve oder als Puppe. Erst im Frühjahr oder Sommer schlüpfen sie dann.
Wenn sie sich dann gepaart haben, legt das Weibchen ein Nest an. in jede Brutzelle wird mit ein Ei gelegt. Dazu kommt noch Pollen (= Blütenstaub) und Nektar als Nahrung. Jede Wildbienenart hat eine bestimmte Zeit im Jahr, in der man sie antrifft. Bei den “Frühaufstehern” geht es schon ab März los, die letzten unter ihnen fliegen erst im September. Im Unterschied zur Honigbiene stellen Wildbienen keinen Honig her.
Wildbienenhotels — gut gemeint, oft nicht gut gemacht
Grundsätzlich gibt es drei unterschiedliche Nistplatzansprüche bei Wildbienen. Es gibt Wildbienen, die ihre Eier in Altholz, also in abgestorbenes Holz, legen. Stängelnister brauchen, wie der Name schon sagt, Stängel, um ihre Brut unterzukriegen. Bodennister bauen ihre Brutzellen in die Erde. Es gibt neben diesen drei Grundnist-Typen natürlich noch eine Vielzahl weiterer Varianten und Exoten. Die Goldene Schneckenhaus-Mauerbiene zum Beispiel legt ihr Ei in leere Schneckenhäuser.
Von diesen natürlichen Bedürfnissen gehen wir also erstmal aus. Dabei fällt leicht auf, dass wir die Bodennister wie die Sandbienen (allein in Duetschland über 100 Arten, die alle unter Schutz stehen), schonmal mit Insektenhotels völlig außen vor lassen. Und das, obwohl sie gefährdet sind und eine Artenreiche Gruppe bilden.
Man unterscheidet verschiedene Arten von Wildbienen Nestern:
Altholznister
Schauen wir also einmal die Wildbienen an, die aufgrund ihrer Nistvorlieben ein Insektenhotel besuchen würden. Altholznister benötigen trockenes, also gut abgelagertes Holz. Häufig werden bei Hölzern in Insektenhotels einige Fehler gemacht. Diese könnt ihr leicht vermeiden!
- verwendet Hartholz: also keine Weichhölzer wie Kiefer oder Fichte (fault und harzt) , sondern einheimische Harthölzer wie Eiche
- bohrt im Längsholz, nicht ins Stirnholz: Diesen Fehler sich man fast immer! Wenn man ins Hirnholz bohrt, kommt es zu Rissen (siehe Bild) und die Bohrungen sind für die Wildbienen nutzlos.
- abgelagertes Holz: verwendet kein frisch geschlagenes, nasses Holz. Es gibt Feuchtemesser, mit denen ihr den Rest-Wassergehalt bestimmen könnt
- Saubere Bohrungen: Bewegt den Bohrer hin und her , damit sich eure Besucher in den Löchern nicht die Flügel verletzen.
Stängelnister
Ganz häufig sehe ich Lochziegel als Teil von Insektenhotels. Sie sehen vielleicht ganz schick aus und erweken durch ihr Gewicht auch den Eindruck von Wertigkeit. Ohne Stängel sind sie aber für Wildbienen unnütz. Und wo wir grade dabei sind: Alle Stängel, die zu klein oder zu groß sind, eignen sich ebenfalls nicht. Durchmesser unter 3 mm sind nicht mal für die Steppenbiene geeignet. Alles über 8 mm ist ebenso vergebens, weil der Durchmesser viel zu groß ist. Du würdest deinen Nachwuchs auch nicht in einen Saal auf die Erde legen!
Wichtig ist bei allen verwendeten Stängeln, dass sie hinten geschlossen sind. Durchzug ist nicht attraktiv für Nistplätze. Verwende natürliche Stängel und bitte kein Glas. Das Innere heizt sich stark auf und Flüssigkeit sammelt sich, sodass es zu Schimmelbildung kommt. Hitze und Schimmel überlebt die Brut nicht, lasst also die Finger davon. Verwende auch keine Pappröhrchen, auch sie saugen sich, wenn sie nicht vor Regen geschützt sind, schnell mit Feuchtigkeit voll.
Es gibt zwei Arten von geeigneten Stängeln: Markhaltige Stängel (wie von der Brombeere) und marklose Stängel (wie vom Bambus) und hohle Stängel (wie von Bambus und Schilfrohr). Und jetzt wird es wichtig:
- Markhaltige Stängel werden IMMER senkrecht (also zum Himmel zeigend) und einzeln montiert.
- Holhe Stängel werden IMMER waagerecht (also parallel zum Boden) und in Gruppen montiert. Eine Tiefe unter 10 cm ist hier nicht ausreichend, obwohl viele Insektenhotels Tiefen ab 5 cm anbieten.
Du siehst: Wenn man weiß auf was für die Insekten wichtig ist, dann ist es ganz einfach ein Wildbienen Nest vorzubereiten sodass bald die ersten Bienchen einziehen und deinen Garten bereichern.
Unnützer Tand — nutzlose Füllmaterialien
Und nur, falls ihr euch fragen solltet, warum so viel anderes Zeug in den Insektenhotels drin ist, was bisher nicht erwähnt wurde: Es dient als billiges Füllmaterial oder als Deko fürs Menschenauge. Folgende Materialien gehören nicht in ein gutes Wildbienenhotel:
- Stroh oder Heu,
- Zapfen,
- Rinde oder Blätter
- und sonstiger Quatsch
Es mag zwar schön aussehen aber wenn du ein Insektenhotel bauen willst sollte dir klar sein, dass es eben nur der Optik dient und den Wildbienen nicht hilft. Wie oben schon gesagt eigent sich nicht alles als Wildbienen Nest. Auch andere Insekten werden sich in diese Materialien höchstens kurzfristig verirren. Marienkäfer und Ohrwürmer leben von Schädlingen, die in Bäumen und Hecken leben. Also leben auch diese Räuber in Bäumen und Hecken. Ein Nützlingstopf mit Stroh ist da wesentlich effektiver als ein Insektenhotel, das mit Stroh befüllt ist.
Wie kann ich Wildbienen helfen?
Wenn ihr die Biologie der Wildbienen beachtet, könnt ihr selbst ein paar Grundregeln ableiten. Wenn ihr euch an diese Grundlagen haltet, habt ihr bereits einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht!
Das richtige Nahrungsangebot für Wildbienen schaffen
- Wildbienen sind spezialisiert. Es gibt Wildbienen, die eine einzige Blütenart benötigen. Wenn diese bei euch nicht blüht, kommt auch die dazugehörige Wildbiene nicht vor. Verwendet also einheimische Pflanzen! Häufig ist das auch bei den vielbeworbenen “Bienenwiesen” oder “Bienenweiden” nicht der Fall!
- Viele Wildbienen-Arten sind bedroht: Sorgt also für ein reichhaltiges Nahrungsangebot von März bis September.
- Golfrasen ist für Wildbienen so nützlich für eine Betonwüste. Mäht also nicht so häufig und lasst Gänseblümchen und Klee erst ausblühen! Lasst ungemähte Wieseninseln stehen. Die Blumen, die dort wachsen, sind an den jeweiligen Standort angepasst und haben eine höhere Überlebenschance als gekaufte Saatmischungen, die vielleicht mit eurem Boden nicht so gut zurechtkommen.
- Wildbienen benötigen Nektar und für ihre Brut Pollen. Geschlossene Blüten verwehren ihnen den Zutritt. Manche Leute sollen sie ja schön finden , aber für Wildbienen sind sie wertlos. Achtet also darauf, zumindest halboffene Blüten zu bekommen. Am besten sind alte, robuste Sorten mit offenen Blüten (vergleicht dazu mal Wildrosen und Zuchtrosen).
- Viele Kräuter, Obstbäume, alle Kleesorten und Mauerpfeffer bieten Wildbienen einen gedeckten Tisch. Verwendet sie, wo ihr könnt!
Garten und Balkon bienenfreundlich gestalten
Die gute Nachricht ist oft: nichts tun! Oft sehen Gärten aus, wie aufgeräumte Gästezimmer, die bereit zum Empfang sind. Aber: In diese Gärten werden keine Gäste kommen, sie haben nämlich andere Ansprüche an ihre Unterkünfte als wir.
- Räume abgestorbenes Holz nicht weg! Dünne Äste schichtest du einfach zu Stapeln auf, dickere Äste kannst du Regengeschützt senkrecht aufstellen.
- Schneide nicht so viel zurück! Lasse Brombeere, Holunder und Königskerze stehen oder binde abgeschnittene Teile einzeln, senkrecht fest.
- Pflege deinen Rasen weniger und sorge für offene Bodenstellen. Verwende keinen Splitt oder Kies. Pflastere nicht alles mit Platten zu. Lasse breite Fugen zu. Schütte Sandlinsen auf, die brach liegen dürfen. Es gibt einige Arten die ihre Wildbienen Nest im Sand bauen. Dulde ein bisschen mehr Wildnis.
- Lege eine Trockenmauer oder Steilkanten an.
- Schaffe Wasserquellen, in denen Hölzer schwimmen, damit die Bienen nicht ertrinken. Verwende als Schwimmhilfe keine Glassteine oder Murmeln.
- Verwende keine Pestizide!
- Und falls du keinen eigenen Garten oder Balkon hast: Werde selbst Bienenpate oder verschenke eine Bienenpatenschaft!
Insektenhotel bauen oder kaufen?
Wie du siehst, kannst auch du aktiv etwas zum Schutz der Wildbienen beitragen! Viele unserer Tipps erfordern weder viel Mühe noch viel Geld. Im Gegenteil, meistens hast du weniger Arbeit und sparst sogar noch etwas.
Wie du siehst gibt es einige Dinge auf die du achten solltest wenn du ein Insektenhotel bauen. Wenn du die Biologie der Wildbienen berücksichtigst kannst du dich beim der Gestaltung deines Wildbienenhotels aber frei austoben! Falls du doch lieber ein Insektenhotel kaufen willst solltest du die obigen Tipps beherzigen. So gibst du dein Geld nicht für pure Deko aus sondern tust wirklich etwas für die Natur.