Manchmal ist es einfach unglaublich, welche Zufälle es gibt. Ihr erfahrt in diesem Text, wie wir gestern unseren ersten Bienenschwarm gefangen haben und ob wir überlebt haben 😉
Thank you for reading this post, don’t forget to subscribe!Falls ihr euch auch schon mal gefragt habt: Bienenschwarm was tun? Dann lest weiter und wir erzählen euch wie es uns ergangen ist und was wir alles tun mussten bis wir unseren Schwarm gefagen hatten.
Der Bienenschwarm wird gesichtet — Tag 1
Alles fing mit einem Anruf an. Wenn man als Imkerin ans Telefon geht und den Satz: “Du kennst Dich doch mit Bienen aus, wir haben ein Problem.” hört, weiß man schon, dass man los muss. Einige Nachbarn standen ratlos vor ihrem Mehrfamilienhaus, das von Bienen umschwirrt wurde. Die — zugegeben sehr effiziente — Wärmedämmung aus Lüftungsschlitzen in dem vierstöckigen Klinkerbau schien die Bienen magisch anzuziehen. Wir befürchteten schon das der Bienenschwarm in der Hauswand einziehen will. Ein Plan musste her. Erstmal mussten alle Schlitze bis auf einen mit Lochblech zugemacht werden. Damit erhoffte ich mir, dass die Bienen nur ein Flugloch hätten.
Wir haben uns dann mit einem gebrauchten Aschesauger einen Bienensauger gebaut. Weil wir hofften, dass wir damit in den Schlitz hinein kommen und mit etwas Glück die Königin absaugen können. Ein Bienensauger war so ziemlich die einzige Option die uns einfiel um einen Bienenschwarm in der Hauswand zu retten.
Bienensauger schnell selbst gebaut
Ein Bienensauger ist ansich eine einfache Sache. Am besten man kauft sich zu erst einen Aschesauger. Das ist im Endeffekt ein Eimer mit einem Loch und einem Saugstutzen. Schaut z.B. mal hier. Am besten ihr kauft sowas bei Ebay-Kleinanzeigen für kleines Geld. Nun muss man nur noch das Loch
, an dem später der Staubsauger hängt, bienendicht machen. Das könnt ihr mit einer feinen Damenstupfhose machen. Als Imker hat man eh immer eine rumliegen weil man damit auch super Wachs filtern kann. Zu letzt baut man alles zusammen und natürlich darf man den Staubsauger nicht zu sehr aufdrehen, nicht das am Ende noch eine Biene (oder sogar die Königin) zu Schaden kommt.Fertig ist der Bienensauger. Damit sollte man doch jetzt wohl einfach einen Bienenschwarm fangen können, oder?
Am nächsten Tag wieder Stippvisite beim Klinkerhaus. Ergebnis: keine Bienen. Etwas enttäuscht zogen wir ab und gingen in den Garten. Neben unserem Garten befindet sich ein circa 4 Meter breiter und drei Meter hoher Grünstreifen, der an eine Firma grenzt. Während wir so im Garten stehen, hören wir auf einmal ein Summen. Nach einigem Suchen finden wir die Mädels. Sie hängen mitten im Gebüsch.
Gabelstapler und Bienensauger — Tag 2
Natürlich auf der Seite der Firma. MIttendrin. Und hoch. Und Brombeergebüsch. Vor dem Gebüsch gestapelte Gitterboxen der Firma. Super. Firma zu, weil Sonntag. Mit dem Strom kommen wir nicht bis dorthin und ehrlich gesagt auch nicht mit dem Rohr vom Bienensauger. Abschütteln kann man sie auch nicht. Weil man nicht drunter kommt. Erster Schwarm, tolle Stelle. Also haben wir auf den Anrufbeantworter der Firma gesprochen. In der Hoffnung, dass wir Montag auf das Gelände können und irgendwie an den Bienenschwarm rankommen.
Bee-Busters — Tag 3
Am Morgen rief die Firma an. Alle Mitarbeiter waren total nett und interessiert. Natürlich haben auch alle ein Glas Honig von uns geschenkt bekommen. Also wurden erstmal die Gitterboxen mit einem Stapler weggefahren, damit man überhaupt in die Nähe des Bienenschwarms kam.
Beim Blick ins Gebüsch stellten wir dann fest, dass unser Bienensauger zu klein war. Also bauten die Mitarbeiter kurzerhand einen ausrangierten Industriestaubsauger zum einem größeren Bienensauger um und verlegten Strom über den Hof.
Bienenschwarm fangen — erster Versuch
Dann wurde ich mitsamt dem Bienensauger auf dem Gabelstapler Richtung Bienenschwarm gehoben und begann zu saugen. Auf der untersten Stufe ging das mit unserem Haushaltssauger erstaunlich gut. Das Problem war lediglich, dass ich nur von oben an die Traube kam. Unten war das Gebüsch so dicht, dass wir uns auch nicht trauten, dort frei zu schneiden. Also saugen. Nach ungefäh einer halben Stunde waren eine Menge Bienen eingesaugt. Die habe ich dann aus dem Bienensauger in eine vorbereitete Beute geschlagen. Wenn ich die Königin erwischt habe, gehen die übrigen Mädels von alleine in die Beute hinterher. Also warten.
Und nein, ich hatte die Königin natürlich nicht erwischt. Also flogen alle Bienen wieder schön ins Gebüsch. Mist. Einen Bienenschwarm fangen ist leider nicht so einfach, Bienensauger hin oder her…
Der Traum vom Baum — Bienenschwarm fangen Tag 4
Am nächsten Tag war der Bienenschwarm weg. Nachdem wir uns mit “naja, wir haben zumindest das erste Mal einen Bienenschwarm gesehen.” und “Der hing aber auch wirklich scheiße.” getröstet hatten, gaben wir vor uns selbst zu, dass wir uns ärgerten. Hätte man länger saugen müssen? Einen Bienenschwarm fangen sieht bei Imkern auf Youtube immer so einfach aus! Hätte man doch versuchen sollen, das Gebüsch freizuschneiden. Hätte es noch irgendeine andere Möglichkeit gegeben? Alles Mist. Und wie ich mich so ärgere und hochgucke, sehe ich ihn. Er hängt im Baum. 7 Meter hoch. An einem Ast, der über das besagte Gebüsch ragt. Und summt.
Bienenschwarm fangen — Zweiter Versuch
Mir reicht das jetzt. Ich will diesen Bienenschwarm fangen. Und wenn es das letzte ist, was ich tue ;-). Also Teleskopastscheren raus und los. Alles unterhalb des Schwarmastes weggeschnitten, Leiter aufgestellt. Mit einem mit Blei beschwerten Seil haben wir erstmal den Ast “eingefangen” und runtergezogen. Die Bienen hingen so nur noch auf 5 Meter. Also quasi ebenerdig. Weil die Leiter so blöd zu stehen kam, musste einer die Leiter sichern und gleichzeitig am Seil ziehen. Der andere stand mit Wasserspritze und Hobbock auf der Leiter und wartete
, bis die Bienen in Kopfhöhe waren.Jetzt wird es ernst, werden wir denen Bienenschwarm fangen oder wird wieder etwas schief gehen? Außerdem ist es echt ein komisches Gefühl 20.000 Bienen direkt vor der Nase zu haben…
Nachdem die Mädels nassgemacht wurden, haben wir ein paar Mal am Ast geruckt und standen im Bienenregen (kleiner Tipp: Schlaghosen eignen sich für diese Arbeit nur bedingt, weil eine immer reinfindet und dann sticht. Das ist am Knie irgendwie unangenehm…). Hobbock zu und runter von der Leiter. Danach haben wir den Hobbock über einer Beute entleert und gewartet. Und, wer hätte es gedacht? Vier Tage Bienenschwarm fangen und nur ein Stich, an dem ich selbst Schuld war.
Der Bienenschwarm hat sein Zuhause gefunden — Tag 5
Lange Geschichte kurz erzählt: Sie sind geblieben. Wir haben das Flugloch geöffnet und sie haben die Beute nicht fluchtartig verlassen. Somit hat das ganze Bienenschwarm fangen noch ein gutes Ende genommen.
Also freuen wir uns jetzt auf ein gutes Bienenjahr mit den neuen Mädels!
Habt ihr schon ähnliches erlebt? Habt ihr schon mal einen Bienenschwarm gesichtet und konntet ihr den Bienenschwarm fangen? Schreibt uns gerne einen Kommentar. Wir sind gespannt ob es bei euch auch so schwierig war wie bei uns.
Am Ende hat es aber auch viel Spaß gemacht. Falls es nicht auf eurer “Liste der Sachen die man im Leben einmal gemacht habe sollte” steht empfehle ich dringend: “Bienenschwarm fangen” darauf zu schreiben. Man lernt vieles und jetzt wissen wir z.B. auch wie man einen Bienensauger baut und wer in der Firma neben unserem Garten arbeitet.
Update: 28.09.20
Der Schwarm lebt immer noch bei uns und ist eines der Völker mit dem geringsten Varroa-Befall. Die Mädels sind sehr nett und auch dann entspannt wenn man mal eine Wabe herausnimmt um nach dem rechten zu sehen. Einen Bienenschwarm fangen lohnt sich also. Ihr bekommt oft ein sehr gesundes Volk zum Nulltarif. Außerdem tut ihr auch den Bienen etwas Gutes, denn auch wenn es durchaus wild-lebende Völker gibt schaffen es sehr viele Völker in freier Wildbahn nicht über den ersten Winter.